Candle Light Dinner

Wir saßen wie fast jeden Abend gemeinsam im Wohnzimmer und sahen die Abendnachrichten. Steve schaltet stets zuerst die Tsetswana Nachrichten ein. Wenn jene sich ihrem Ende zuneigen und das Wetter angezeigt wird, wechselt er zu den englischen Nachrichten. Ich bin mir nicht sicher, ob er selbst zwei verschiedene Varianten des Geschehens hören will, oder nur mir zuliebe im Anschluss die englischen Schilderungen sieht.
Koko Dolly stellte gerade das Abendessen auf den Tisch -Pub mit Beilagen wie z.B. Kohl, Spinat und rote Beete- als es plötzlich dunkel wurde. Im ganzen Haus erlosch das Licht und der Fernseher schaltete sich mit einem vernehmlichen Knistern aus. Nach einem kurzen Moment der Stille stand jeder auf und suchte sich eine Aufgabe. Precious spendete uns mit ihrem Handy etwas Licht und ging in die Küche um eine Kerze zu suchen. Ihr vierjähriger Sohn Ole, der uns für ein paar Tage besuchte, klammerte sich hinten an einen Zipfel ihres T-Shirts um mit ihr Schritt halten zu können und kicherte unentwegt über das neue Spiel im Dunkeln. Dolly machte sich auf die Suche nach ihrer Geldbörse und ging mit Samuel nach draußen. Nur Steve ließ sich von der aufkommenden Geschäftigkeit kein bisschen beeindrucken. Im Dunkeln saß er auf der Couch und aß still sein Abendessen.
Dann meinte er zu mir, dass wir nun sowieso nicht viel mehr machen könnten als auf Dolly zu warten und es doch schade wäre, wenn das Essen auch noch kalt werden würde. Ich verstand zwar nicht richtig, warum wir auf Dolly warteten, tat ihm dann aber schmunzelnd gleich. Mir fiel ein, dass ich immer noch das Teelicht hatte, welches wir zum Abschied von Gisela, Regine, Hanna und Max bekommen haben. Es könnte wohl keine bessere Situation für ihre „Erleuchtung“ geben.
Nach ein paar Minuten saßen wir also wieder um den kleinen, von Kerzen erleuchteten Wohnzimmertisch. Ich spielte gerade ein paar Schattenspiele im Kerzenlicht mit Ole, um ihn von seinen Geistern in der Dunkelheit abzulenken, als Potjolo nach Hause kam. Kurze Zeit später kamen auch Samuel und Dolly wieder und steckten triumphierend eine Art Kreditkarte in den Stromzähler neben dem Fernsehschrank. Als das Licht wieder an ging, klatschte Ole Beifall und der Fernseher suchte den durch den Stromausfall verlorenen Sender.
Koko Dolly hatte sich mit ihrer Kreditkarte für den Strom anscheinend auf die Suche nach dem nächsten Geschäft mit Elektrizitäts-Service begeben. In Ga-Rankuwa bezahlt man für Strom, indem man den Stromzähler mit dem Guthaben von jener Karte auflädt. In den letzten Tagen hatten wir wohl vergessen, einen Blick auf dem Stand des Zählers zu werfen. Normalerweise laden wir diesen regelmäßig auf, damit so etwas wie das plötzliche Abstellen des Stroms nicht passiert. An diesem Abend hatte ich ein schlechtes Gewissen, da sich gerade einer meiner beinahe wöchentlichen Kuchen im Backofen befand. Unser Backofen ist schon ziemlich alt und ich möchte gar nicht daran denken, wie viel Strom er wohl ziehen mag. Doch Precious beruhigte mich indem sie sagte, dass ich schließlich nichts über den niedrigen Stromstand wusste und sie selbst ihn eigentlich im Blick behalten sollten.