Unterwegs

“Time Traveller

 

Am I here in this place,

in this here and now?

In this time and in this space?

Or what? Whom? Where?

When, why? And how?

 

(RSA) with MUCH LOVE!

RS Durant”

 

Dieses Gedicht stammt von einer Frau, die ich in Wilderness traf. Sie lebt in einer Kommune, auf die man trifft wenn man die dortigen stillgelegten Eisenbahnschienen südwestlich die Küste entlang läuft. Sie ist nicht allzu weit entfernt von dem Backpackers in dem ich übernachtet habe, als ich (nun schon drei Mal) dort war. Die Kommune wurde von einer Art Guru gegründet und neben extrem gläubigen Aussteigern leben auch Obdachlose in den sehr kreativ in einen Höhlenfelsen gebauten Behausungen. Das Wasser beziehen sie aus einer lecken Leitung und viele ihrer Gebrauchsgegenstände, so auch teilweise das Baumaterial der Häuser, wurde von der Flut angeschwemmt. Nachdem wir über diverse Dinge ins Gespräch gekommen waren, zeigte mir die Frau einige ihrer Gedichte und war sehr glücklich, dass ich so viel Interesse daran hatte.

Wilderness ist insgesamt idyllisch – ein großartiger Ort, an dem man von Klippen in einen Canyon springen, am Strand im warmen Sand chillen, Kanu fahren, surfen und Vieles mehr machen kann (was ich auch alles getan habe). Außerdem verlor ich in Wilderness auch meine Haarpracht in einer spontanen Aktion…

Heilig Abend verbrachte ich hier mit einer Gruppe Hippies an einem Lagerfeuer am Strand, nachdem wir Mittags paragliden waren.

Das Meer donnert hier gegen die Felsen unter den grünen Hügeln. Was lässt das Meer für Menschen zu so einer universellen Schönheit werden? Ist es eine irgendwie aleatorische Gleichmäßigkeit der Bewegungen, oder ein Art animalischer Trieb zu sehen: da ist Wasser… Oder ist es das Wissen, dass wenn alle, die das hier lesen tot sind, die Crème Fraîche farbene Gischt der Wellen in Wilderness die rotbraunen Küstenfelsen immer noch umspült.

Von einer ähnlich roten Farbe ist auch die Erde in den Drakensbergen (was an dem hohen Eisengehalt liegt), über 1400 km weiter nordwestlich – auch das gibt einen Eindruck davon, wie groß dieses Land ist.

Drakensberge, das heißt Berge der Drachen – und tatsächlich: das grünbewachsene, gestaffelte, gefaltete Gebirge böte einen idealen Schauplatz für die finale Schlacht eines Fantasyromans. In vielen der Felsen finden sich außerdem Malereien der Buschmänner, der ursprünglichen Bewohner Südafrikas. Sie lebten als Jäger und Sammler in kleinen egalitären Gruppen und konnten einige sehr präzise Dinge aus den natürlichen Rohstoffen herstellen, die sie umgaben. So etwa auch die Malereien, die viel über das spirituelle und jägerische Leben dieser Volksgruppe erzählen.

Viele der Malereien zeigen Elands, die von den Buschmännern durch Hetzjagden mithilfe giftiger Pfeile erlegt wurden.

Elands sind die weltweit größte Antilopenart, die ich sowohl im Addo National Park als auch im Inkenkwezi Game Reserve zu sehen bekam.

Neben Giraffen, Löwen, Zebras, Elefanten, Büffeln, Straußen, Oryxantilopen, Hyänen, Warzenschweinen und zahllosen anderen Tierarten, die ich während der beiden Safaris zu Gesicht bekam, sind die Big Five der Straße wohl Ziege, Schaaf, Kuh, Esel und Hund, die man vor allem im Eastern Cape neben und nicht zu selten auch auf der Straße antrifft.

Auf dem aufgeheizten Asphalt liegt dann eine Kuh, die sich nicht um die vorbeifahrenden oder wartenden Autos kümmert, sondern gemütlich den Tag an sich vorbeiziehen und die Menschen Menschen sein lässt.

Ein Tier auf das man auch häufig trifft, ist die grüne Meerkatze, eine Affenart.

Es ist ein seltsam verklärtes, irgendwie erhabenes Gefühl, heute hier, morgen dort aufzuwachen, immer auf Achse zu sein. Die durchtanzte Silvesternacht in einem Technoclub in Durban, Sonnenuntergänge in Jeffreys Bay, Seilbahn fahren in den Baumriesen in Tsitsikamma, Kanufahren in Cintsa, von Klippen springen in Coffe Bay, diverse Wanderungen – die Eindrücke brodeln über: das scheint mir das richtige Bild zu sein; ein magischer Kessel der vor Erlebnissen beinahe überquillt, in ihm muss nicht nur Gutes enthalten sein aber auf jeden Fall Spannendes.

Auch der ständige Wechsel, den die Landschaft bereit hält, von der farmenbewirtschafteten Halbwüste des Karoo über die weiten Sandstrände der Garden Route bis zu den grünen Hügeln des Eastern Capes und dessen Dörfern. Denn auch die ökonomisch-sozialen Strukturen verändern sich signifikant mit der Region, in die man kommt. So prägen kleine Dörfer mit etwas auseinanderstehenden runden Lehmhütten vor allem im Eastern Cape das Bild. Die runden Häuser spielen in der traditionellen Kultur der Xhosa eine Rolle, in der von einer spirituellen Verbindung zu den Vorfahren ausgegangen wird, die nur in den Rundhütten in bestimmten Ritualen aufgenommen werden könne. Gelegentlich besitzen diese Dörfer jedoch auch einige große, neu gebaute Häuser.

Insgesamt interessiert mich die ganze blasierte Backpackers-Kultur kaum, doch es  ist die einfachste, günstigste und vergleichsweise bequemste Art zu reisen, wenn man sich immer nur einen oder wenige Tage an einem Ort aufhält. Leider ist auch das beileibe nicht umsonst; wäre reisen umsonst, dann würde mich kaum jemand mehr zu Gesicht bekommen.

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