Letzte Male

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Noch bevor das Goethe – Institut seine Sommerpause begann, die ein tiefes Loch in unserer Tagesplanung hinterließ, beantragten wir unser Visum für unsere geplante Ghanareise. Diese mussten wir dann 4 Tage später als geplant antreten, da die ghanaischen Beamten nicht bis zum nächsten Tag Visa ausstellen, wie ihre togolesischen Kollegen, sondern sich mehrere Tage dafür Zeit nehmen und wir dies in unsere Planungen nicht eingerechnet hatten.

So hatten wir also noch unverhofft noch ein Wochenende in Lomé, welches wir dazu nutzten, der WG in Agoè einen Besuch abzustatten und dort ausgiebig zu kochen und zu schlemmen. Außerdem konnte der Türrahmen für unseren Raum eingebaut und aufgehübscht werden. Nachdem dann Juliens Malaria, welche unsere Abfahrt auch noch ein bisschen verzögerte, durch Spritzen in Zaum gehalten wurde, konnte es endlich losgehen:

Unsere Reise nach Ghana begann mit einem Schmuggel. Julien musste sich über die Grenze schmuggeln, da er weder Personalausweis noch Pass besitzt. Mit einem kleinen Zusatzeinkommen für den Grenzbeamten und uns, die den Rucksack auf die andere Seite transportierten, war das aber kein Problem. So konnten wir zunächst July, unsere Mitfreiwillige bei OSDA e.V., im Dorf in der Volta-Region besuchen, die Ruhe genießen, nach Herzenslust kochen und einfach nur entspannen. Im Regen stiegen wir auf einen der umliegenden Berge, um ausgiebig den Wasserfall zu bestaunen. Bei diesem An- und Ausblick waren alle vorherigen Mühen vergessen!

Dann ging es weiter mit MetroMass-Bussen nach Cape Coast. Passenderweise waren wir an einem Freitagabend dort und da wollten wir natürlich nach der Party im Oasis nicht mehr durch das Städtchen laufen, sondern direkt vor Ort ins Bett fallen. Soweit zum Plan – die Realität sah dann erst mal weniger perfekt aus. Uns wurde mitgeteilt, dass das Oasis komplett voll wäre – belegt von 90 statt 67 möglichen Gästen, wie wir später erfuhren. Als andere Unterkünfte nicht erreichbar waren, riefen wir in unserer Not Julius an, den wir auf dem Zwischenseminar kennenlernten und der mittlerweile auch bei uns in Lomé vorbeigeschaut hatte. Bei über 20 Freiwilligen in Cape Coast, gab es ja genug WGs, wo wir hätten unterkommen können. Julius versprach die Sache zu regeln und sich später zu melden. Wir warteten also weiter im Oasis und der nette Mann an der Rezeption teilte uns mit, dass es ein 3-Bett-Zimmer gäbe, welches wir mit Erlaubnis des Chefs beziehen dürften. Für diese Hilfe konnten wir uns dann bei Julius gleich persönlich bedanken, der in diesem Moment im Oasis ankam. Der Abend war also gerettet und die Party konnte losgehen.

Mit nur wenigen Stunden Schlaf ging es dann am folgenden Tag nach Elmina, dem nächsten Städtchen an der Küste. Ich besichtigte dort die Sklavenburg mit einer spannenden Führung, während Chiaras Kamera mit dem Fischerhafen und seinen bunten Booten Freundschaft schloss. Anschließend holten wir unser Gepäck in Cape Coast ab und machten uns über Takoradi auf den Weg nach Busua. In diesem kleinen Fischer- und mittlerweile auch Surferdorf fanden wir Unterschlupf bei der wunderbaren Elizabeth. Diese nette Krankenschwester im Ruhestand vermietete uns nämlich für die folgenden drei Nächte eines ihrer Zimmer und servierte uns zum Frühstück je nach Geschmack Pfannkuchen oder Brot mit Omelette. Und als ich dann von Pfannkuchen, die leider nicht sie zubereitet hatte, am zweiten unserer zwei Tage dort ans Bett gefesselt war, versorgte sie mich fürsorglich mit Medikamenten und schonender Nahrung. So konnten wir am folgenden Tag wie geplant nach Accra fahren, wo wir auch den anschließenden Tag verbrachten. Jerry, Jessy und July waren gerade aus dem Dorf zurückgekehrt und Jerry hatte sich dort bei einem Kind Apollo eingefangen, in Deutschland würde man dazu virale Bindehautentzündung sagen. Er war so freundlich diese Erfahrung mit mir zu teilen, und so stand ich einen Tag nach meiner Ankunft aus Ghana mit einem geschwollenem Auge vor meinen Gasteltern. Neben Augentropfen und Sonnenbrille, musste ich von da an meine Mitmenschen meiden und durfte ihnen bloß nicht in die Augen sehen, weil angeblich so die Krankheit übertragen wird – was natürlich nicht stimmt, aber das die Togolesen so etwas glauben, passt gut mit Voodoo und anderen Naturreligionen, die hier verbreitet sind, zusammen.

Trotz meiner roten Augen, nahm unsere Arbeit am Raum für die deutsche Sprache kein Ende. Am 27.07. waren wir damit beschäftigt, die letzten Arbeiten an der Tür zu begutachten und dem Elektriker bei seiner Arbeit Gesellschaft zu leisten. Chiaras Körper entschloss sich erst mal das eine der zwei Mangos, die sie gegessen hatte, nicht gut gewesen wäre und so verabschiedete sie sich bis zum Montag mit Lebensmittelvergiftung ins Krankenhaus.

Unsere Arbeit setzte sich mit dem Anpinseln der Tafel und einer Menge abschließender Schreibarbeit fort. Chiara nutzte die Gelegenheit, um noch ein paar Tage Urlaub in Benin zu machen, ich schlug mich währenddessen mit den Schreinern rum, die uns einen Tisch, 4 Stühle und ein Regal zimmern sollen. Ich hatte die Ehre ein letztes Mal einer Vereinssitzung beizuwohnen, dieses Mal sogar einigermaßen produktiv. Ich beantragte mein Visum für den letzten Monat in Togo und holte einige neue Kleidungsstücke beim Schneider ab.

Kaum war Chiara aus Benin zurück, war sie schon wieder krank und wieder mit den gleichen Symptomen für 2 Nächte im Krankenhaus. Rechtzeitig vor der Anreise von Pauline und Margarete war sie aber wieder draußen und konnte sich wieder ganz den anstehenden Arbeiten widmen.

Ein Bericht voller letzter Male, der nächste über die letzten 16 Tage in Togo folgt dann aus Deutschland. Ich könnte jetzt schon versuchen verschiedene Schlüsse aus den zurückliegenden 10 Monaten zu ziehen, doch ich denke, das wäre voreilig. Erstmal geht es zurück nach Deutschland. Der Rest folgt dann später. Ich freu mich auf euch.