Leben in Suedafrika 3
Hallöchen,
ich melde mich mal wieder aus dem fernen Südafrika. Es gibt einige neue Informationen. Ich habe mir inzwischen ein Projekt ausgesucht und arbeite. Jetzt stellt ihr euch sicherlich einige Fragen, hm? Für welches Projekt hat sie sich entscheiden? Wie kommt sie in dem Projekt klar? Wann arbeitet sie genau? Was sind ihre Aufgaben? Wie sieht so ein Tag in dem Projekt aus?
Und damit ihr euch nicht länger mit den Fragen quält, kommen hier jetzt die Antworten.
Ich habe mir für einen Kindergarten, mit dem Namen Modisabana, in meinem Township Mabopane entschieden. Der Vorteil ist, dass ich keine Fahrtkosten habe, da ich jeden Morgen laufe. Mein erster Arbeitstag war am 8.Oktober und ich muss sagen, ich hatte ihn mir andres vorgestellt. Aber dazu später mehr. Also ich verlasse jeden Morgen um 7.15 Uhr das Haus und laufe dann 15 Minuten zu meinem Kindergarten. Auf dem Weg begegne ich immer einer Menge Schulkinder, die mich freundlich grüßen und mir zulächeln. Ich laufe an einem Kiosk vorbei, in dem ein Inder arbeitet. Der kennt mich schon, grüßt mich jeden Morgen und fragt, wie es mir geht. Inzwischen freuen sich die Kinder mich jeden Morgen zu sehen. Obwohl ich gehe gar nicht jeden Tag dort arbeiten, ich habe es von 5x die Woche auf 2x die Woche reduziert, aber auch dazu später mehr. Wenn ich im Kindergarten angekommen bin, sage ich erst mal in jeder Gruppe „Hallo“ und inzwischen kommen die Kinder aus meiner Gruppe auf mich zugelaufen und umarmen mich. Aber es hat einige Zeit gedauert, bis sie sich das getraut haben. Anschließend gehe ich in die Gruppe der Kleinsten, die Kinder sind dort im Alter von 0-2 Jahre alt und helfe beim Füttern. Das klappt inzwischen auch ganz gut, die Kinder haben keine Angst mehr vor mir, weil sie sehen, dass ich öfter komme und auch die Erwachsenen mit mir ganz normal umgehen. Nach dem alle Kinder, also aus allen Gruppen Frühstück hatten, sind die Erzieherinnen selbst dran. Es gibt für jeden eine Tasse Tee und Toastbrot wahlweise mit Käse, Marmelade oder Erdnussbutter.
Vielleicht mal eben einige nützliche Informationen zwischendurch:
Der Kindergarten Modisabana beherbergt jeden Tag zwischen 220 und 250 Kinder. Die Kinder kommen morgens ab 7.15 Uhr und können ab 13.15 Uhr wieder abgeholt werden. Die Kinder, die nicht zum Kindergarten gebracht, oder abgeholt werden können, werden mit einem Gruppentaxi abgeholt. Die Eltern zahlen im Monat für den Kindergarten 290R (29€) und wenn sie den Fahrdienst in Anspruch nehmen 480R (48€). Die Kinder sind im Alter von 3 Monaten bis 6 Jahre und werden nach Altersstufen in Klassen eingeteilt. So gibt es eine Klasse für 0-2 jährige, zwei für 3-4 jährige, zwei für 4-5 jährige und zwei Klassen für 5-6 jährige. In jeder Klasse sind um die 25 – 27 Kinder, manchmal auch über 30 und meistens nur eine Erzieherin. Fast das gesamte Personal des Kindergartens ist weiblich, ich glaube es gibt nur eine männliche Person, die Hausmeistertätigkeiten übernimmt. Ein Glück ist, das meistens nie alle Kinder da sind, aber ist dennoch sau anstrengend.
Eigentlich gibt es ein Tagesprogramm, so dass Routine in den Alltag der Kinder kommt, aber irgendwie hält sich keine Gruppe so richtig daran. Ich arbeite in einer Gruppe mit 5-6 jährigen. Es sind die ältesten Kinder und sie können daher schon Englisch verstehen und sprechen, das macht die Kommunikation deutlich leichter für mich. Auch wenn sie noch nicht alles verstehen, was ich sage oder ihnen versuche zu erklären, kann man doch erkennen, dass sie sich große Mühe geben. An meinem allerersten Arbeitstag habe ich den Kindern erklärt, dass ich nicht „lekgoa“ genannt werden möchte, sondern dass ich Malin heiße und auch mit diesem Namen angesprochen werden möchte (Als Info, „lekgoa“ bedeutet der oder die Weiße). Das haben alle Kinder ziemlich schnell begriffen und als dann später einige andere Kinder mich im Kindergarten „lekgoa“ genannt haben, haben sie sie gleich schon verbessert und gesagt: „Das ist nicht lekgoa, sondern das ist MALIN!“ Das hat mich gefreut. Ja, bevor die Kinder frühstücken gehen, oder auch Mittagessen, also vor jeder Mahlzeit wird zusammen gebetet. Dann stehen alle Kinder auf, schließen die Augen, verschränken die Arme vor der Brust und die Erzieherin gibt das Stichwort. Dann fangen auf einmal alle 27 Kinder vor einem an, ein Gebet aufzusagen und das mit einer Lautstärke, das ist unglaublich. So um 8.30 Uhr ist es dann meistens meine Aufgabe etwas mit den Kindern zu machen. Aber ich muss sagen, am ersten Tag wollten sie, dass ich etwas mit ca. 55 Kindern machen. So von einem Moment auf den anderen, das war ganz schön überfordernd. Dann habe ich mit den Kindern Ticker gespielt, das war das einzige Spiel, welches mir auf die Schnelle eingefallen ist. Aber das wurde ungefähr nur 3 Minuten gespielt, bis sich ein Kind verletzt hatte. Ich habe gesagt, ich habe kein weiteres Spiel, aber ich werde mir bis zum nächsten Mal noch welche überlegen. Später habe ich gesehen, dass ich gar nicht alle Kinder hätte beschäftigen müssen, denn das machen sie auch nicht. Sie wählen so viele Kinder aus, wie sie für das Spiel benötigen und die Anderen müssen zugucken. Im Moment üben die 5-6 jährigen etwas für ihre Entlassung Ende November aus dem Kindergarten Denn dann kommen sie in Januar in die Schule. Hier beginnt das Schuljahr immer im Januar, weil hier dann Sommer ist und geht dann genau ein Jahr bis Dezember. Die Kinder lernen traditionelle und kulturelle Tänze, Theaterstücke zum Thema Gesundheit und Reden auswendig. Das klingt alles ganz gut, aber so lange eine Gruppe probt, müssen alle anderen Kinder still sein und dürfen sich nicht unterhalten. Das ist ganz schön schwierig für die Kinder, vor allem, wenn die Gruppe ihren Part mehrmals wiederholen muss, weil etwas nicht geklappt hat. Und einige Kinder doch reden oder jemanden anderes ablenken, werden sie immer angeschrien und oft bekommen sie auch einen Schlag mit einem Handtuch auf die Hand. Ihr könnt euch sicherlich vorstellen, dass, obwohl mir bewusst war, dass Schläge hier in der Erziehung normal sind, geschockt hat. Es ist immer nochmal etwas anderes, sich dem bewusst zu sein, oder es mitzuerleben. Inzwischen teile ich die Kinder in Gruppen von 10 Kindern ein, um besser mit ihnen zu arbeiten können. Dann spiele ich ein oder zwei Spiele mit ihnen (am Anfang hatte ich 4 Spiele) und wechsle dann die Gruppe, bis alle Kinder einmal an der Reihe wahren. Ich arbeite nur mit den 5-6 jährigen und habe immer 4 Gruppen mit jeweils 10 Kindern und die letzte Gruppe besteht aus 14 Kindern. Das heißt ich habe dann, wenn ich fertig bin, mit 54 Kinder gespielt. Das ist ganz schön anstrengend. Jedes Mal auf neue das Spiel erklären. Aber man findet mit der Zeit heraus, wie man das Spiel jedes Mal ein klein bisschen besser erklären kann. Meine Arbeitszeit endet so gegen 12.30 Uhr, manchmal auch 13.00 Uhr. Dann hatten alle Kinder Mittagessen und haben Mittagsruhe und auch die Erzieherinnen haben Mittag gegessen. So und jetzt nochmal zu dem Punkt, dass ich nur 2x die Woche dort arbeite. 5x die Woche ist nicht nur sau anstrengend, sondern zerrt auch an meinen Nerven. Eigentlich ist es auch nur vorgesehen, dass wir 2 Tage die Woche in einem Projekt arbeiten sollen, einen Tag in einer Schule, einen Tag im Büro der Organisation hier und immer am Freitag Reflektion haben. Aber dieser Plan ist inzwischen über den Haufen geworfen worden. Ich werde mir noch ein zweites Projekt suchen, in dem die Kinder älter sind und denen man ein bisschen mehr beibringen kann. Die hoffentlich besser Englisch verstehen und nicht so ganz aufgedreht und nervig sind wie die Kleinen. Ich hatte mich zu Beginn eigentlich auf Schulkinder oder Jugendliche eingestellt und dachte, ich mache mit ihnen Hausaufgaben und nachmittags irgendwelche Aktivitäten, wie beispielsweise Sport oder etwas zum Thema Mülltrennung oder Unterschiede zwischen Deutschland und Südafrika. Mal gucken, ob ich hier so etwas auf die Beine stellen kann. Das war’s erst mal wieder von mir! Ich hoffe, ich habe eure gedanklichen Fragen alle beantworten können, wenn nicht, fragt einfach. Ich habe ja jetzt ein internetfähiges Handy und kann somit meine Blogkommentare oder E-Mails öfter lesen. Ganz liebe warme, sonnige Grüße.
Eure Malin