Erster Monat in Bolivien

Mein erster Monat in Bolivien

Nun ist schon ein ganzer Monat und eine weitere Woche vergangen, in der ich in Bolivien gearbeitet, getanzt, gelacht und auch ein wenig ernüchtern bin.

Fangen wir aber erst einmal mit den ganzen Eindrücken und guten Erfahrungen an:

Meine Reise begann nach einer tollen Abschiedsparty am Rhein in Köln, und einem sehr schönen Abendessen mit meinem sehr internen Freundeskreis, also am 14. August um ca. 19Uhr vom Flughafen in Düsseldorf aus.

Erst einmal flog ich drei Stunden nach Madrid. Dort angekommen hatte ich ein Aufenthalt von ca. zwei Stunden und flog um ca. 24Uhr in Richtung Santiago de Chile. Die Dauer des Fluges betrug 10 Stunden, und war somit die längste Strecke, die ich zurücklegen musste. Der Flug war nicht sonderlich aufregend, da ich mit Iberia geflogen bin. Keine Tapas, kein erlesener Wein und auch keine Fiesta. Schade, hatte mich schon auf meinen ersten Interkontinentalflug gefreut!

In Chile angekommen war es sehr kalt. Ich bin zwar nicht aus dem Flughafen heraus gekommen, dennoch hat man die Kälte selbst im Terminal gespürt.

Von Santiago de Chile aus ging es dann nach Iquique. Ein verlassener Transferflughafen (kann mir nicht vorstellen, wo die ganzen Arbeiter des Flughafens dort wohnen; müssen wohl immer von etwas weiter her kommen).

Nachdem ich nun den Einreise- und Ausreisestempel für Chile bekommen hatte, hieß es dann: Bolivien ich komme!

Von dem verlassenen Flughafen und nach ca. 27 Stunden sitzen, fliegen und warten flog ich nach La Paz, Bolivien los.

Zum ersten Mal machte sich eine kleine Aufregung bemerkbar. Ich wollte endlich ankommen!

Nach einer Stunde Flug sah ich dann vom Flugzeug aus La Paz. Und was für eine Sicht bot sich dort vor mir! La Paz liegt an einem Berghang und Teile der Stadt liegen auf dem Bergplateau, andere sitzen direkt am Hang.

Es sieht sehr beeindruckend aus. Man kann es sich wie eine große Treppe vorstellen, wobei das nicht im Ansatz mit dem Bild übereinstimmt, das man beim Landeanflug hat.

Nach ungefähr einer Stunde anstehen, etlichen umgekippten Menschen (Höhenkrankheit; mir fiel nun ab und zu das Atmen ein wenig schwer) hatte ich mein erstes Visum für Bolivien. Hans, ein Partner meines Projektes, holte mich vom Flughafen ab und brachte mich zum Hotel. Dort angekommen ruhte ich mich erst einmal aus und ging später meine nähre Umgebung erkunden. Alles war neu, alles war anders, es gefiel mir!

Abends ging ich rasch schlafen, da am nächsten Tag eine kleine Tour durch La Paz anstand, und ich mein Visum von 30 Tagen verlängern musste. Die Tour hat mir sehr gefallen! Das Einzige nicht so erfreuliche war, dass ich das erste Mal mit der Bürokratie vor Ort konfrontiert wurde. Ich sprach zwar recht gut spanisch und konnte mich somit verständigen, dennoch verstand ich nicht einmal die Hälfte von dem, was mir die Beamten versuchten zu erklären. Zumal sieht sich keiner in der Verantwortung zu erklären, wo man genau hin muss, um sein Visum zu Verlängern bzw. zu beantragen. Somit lief ich also ca. drei Stunden hin und her, bis mir der Geduldsfaden abhanden gekommen ist und ich mit Nachdruck den Behörden erklärte, dass ich ein Freiwilliger in einem fremdem Land bin und mein Visum brauche, um in einem karitativen Projekt ein Jahr lang arbeiten zu können. Dann bekam ich die Auskunft zu der deutschen Botschaft zu gehen, um dort die geforderten Daten einzureichen und endlich mein Visum zu beantragen. Zwar war der Behördengang zur deutschen Botschaft noch mit etlichen Besorgungen (Foto in bestimmter Größe, dieser Nachweis, jene Information) verbunden, dennoch war ich erleichtert die Information erhalten zu haben, dass ich in einigen Woche dann mein Jahresvisum bekommen würde.

Danach konnte ich dann La Paz wieder voll genießen (es ist zwar sehr verpestet, dennoch hat es sehr schöne Ecken und Plätze und man genießt einfach das Andere, das Neue!)

Am zweiten Tag, also der 17. August, bin ich schon sehr früh aufgestanden und mit Hans zusammen in das Museum für Ethnologie und Folklore gegangen. Dort bekam ich erste Eindrücke von den verschiedenen Kulturen die hier im Land leben. Bolivien ist im groben in vier große Landeabschnitte eingeteilt. Occidente im Sueden. Oriente im Norden und Los Valles im Zentrum. Nachdem wir im Museum gewesen sind, waren wir noch etwas essen und dann ging es schon wieder zum Flughafen. Meine nächste Reise stand an!

Von La Paz aus gibt es eine direkte Verbindung mit einem sehr kleinen aber mittlerweile wohl größeren Flugzeug (ca. 15 Plätze) in mein Dorf Rurrenabaque am Fluss Beni.

Nach einem ca. 35min. langem Flug kam ich also in meinem neuen Zuhause an. Es ist ein ganze anderer, dennoch ähnlich schöner Eindruck in das Dorf runter zu fliegen und dort zu laden, wie es zwei Tage zuvor schon in La Paz der Fall war. Mittlerweile gibt es zwar schon eine befestigte Landebahn, dennoch rollt man bis zum Flughafengebäude auf einer Wiese. Und überall sieht man Palmen und tropisches Gewächs. Das hat mir direkt zu Anfang sehr gefallen und lässt immer wieder die Augen groß werden. Wie schön doch die Natur ist!

Als ich dann abgeholt worden bin (natürlich gab es eine kleine Verspätung) wurde mein Koffer erst einmal direkt mit einem der hier landestypischen Taxis (Motorräder; vorne am Lenkrad wird der Koffer platziert!) in mein Projektzentrum und auch mein künftiges Zuhause gebracht.

Die Fahrt dorthin dauerte ca. 5min. und ließ mir ein wenig Zeit, mich einmal umzuschauen. Mir gefiel die Umgebung sehr und es kam einem Paradies schon sehr nahe (fehlte nur noch der weiße Sandstrand mit Kokospalmen).

Der Tag der Ankunft war ein Freitag. Die Bolivianer im allgemeinen, aber sicherlich im besonderen die Leute in meinem Dorf nutzen das Wochenende immer aus, um aus ihrem Alltag auszubrechen und zu Karaokestars oder leidenschaftlichen Tänzern zu werden. Das hieß für mich dann erst einmal ab in eine Karaokebar und ich wurde dauernd aufgefordert, ich solle doch einmal singen. Ich sehe mich noch nicht soweit, mein spanisch dafür zu nutzen, um zu singen. Aber lustig war es dennoch.

Samstag ging dann damit los, dass ich mir das Zentrum näher anschaute. Viel konnte ich mir noch nicht merken, dennoch der erste Eindruck stimmte. Gegen frühen Abend setzte ich mich dann unten an den „Strand“, wobei man bei einem Fluss ja eher von Ufer spricht. Aber jeder spricht vom Strand, deshalb habe ich den Begriff dann auch übernommen.

In der Nacht wurde ich dann eingeladen auf einem Geburtstag einer Schülerin meines Ausbildungszentrum mitzukommen. Es wurde gegessen, getrunken und anschließend ging es dann in die Tanzbar. Mir hat es sehr gefallen und ich habe mich auch direkt getraut mit den Latinos zu tanzen. Natürlich kam Bachata, Cumbia und Reggaeton. Der „DJ“ war für mich aber alles andere als gut, aber das machte die Stimmung selber nicht kaputt.

Den Sonntag verbrachte ich dann im Restaurant einer sehr netten Bolivianerin, die mittlerweile eine wirklich sehr gut Freundin geworden ist.

Somit ging dann mein erstes Wochenende und meine ersten Tage zu ende und ich ließ mich glücklich in mein Bett fallen. Ich war gespannt wie die nächsten Tage auf der Arbeit für mich werden würden!

Als es dann am Montag mit der Arbeit losging, war es nicht so spannend, wie es auch die nächsten Wochen sein sollte. Mal machte ich Fotokopien, bereitete eine Powerpointpräsentation vor oder durfte mich um Druckerpatronen kümmern. Aber eigentlich surfte ich größtenteils im Internet herum, schrieb Emails oder las Zeitung. Naja bisher hat sich da auch kaum was geändert. Meine Arbeitszeit ist immer von 9Uhr bis 12Uhr, dann habe ich hier eine Mittagspause bis 14:30Uhr und anschließend bin ich in einem Kochkurs bis ca. 16-17Uhr. Habe mich quasi selber in den Kurs eingebracht, weil mir das Kochen sehr viel Spaß macht.

Der Kochkurs wird geleitet von einem wirklich sehr exzellenten Koch. Sein Name ist Sergio und er ist neben Marcela, die nette Bolivianerin, bei der ich seit der ersten Woche auch im Restaurant aushelfe und gegen Mittag esse, meine Bezugsperson und sehr guter Freund.

Somit beginnt mein Arbeitstag zwar meistens mit Langeweile, jedoch gegen Mittag habe ich dann ein volles Programm und kann mich dort gut einbringen. Die erste Woche verging dann auch relativ unspektakulär.

In der zweiten Woche musste ich ich neben der Eröffnung meines Kontos hier Vorort auch um die ersten Einkäufe kümmern. Zwar wird hier das Kranwasser getrunken, aber in den ersten Wochen ist es nicht zu empfehlen, da der Körper erst einmal Antibakterien im Bauch entwickeln muss, sonst sitzt man nach jedem Mal trinken auf der Toilette.

Am zweiten Wochenende war ich mit dem Kochkurs zusammen in ein anderes Dorf gefahren, um dort für Prominenz aus Politik und gutem Bürgertum ein Buffet vorzubereiten.

Jedes Dorf hat hier an einem bestimmten Tag sein Dorf- oder Stadtfest. Diesmal war Santa Rosa dran. Ein doch schönes Dorf etwa vier Stunden von Rurrenabaque entfernt. Am Abend nach getaner Arbeit sind wir dann noch etwas feiern gewesen.

Die Zeit verging hier fast wie im Flug und am dritten Wochenende war ich wieder mit dem Kochkurs zusammen unterwegs. Diesmal ging es nach Reyes, das nächstgelegene Dorf ca. eine halbe Stunde entfernt. Dort angekommen haben wir für ein kleines Straßenfest, diesmal nicht das Dorffest, Torten, Muffins und Empanadas vorbereitet. Der Erlös ging dem Ausbildungszentrum (ähnlich wie das, in dem ich arbeite) zu Gute. Bei dieser Gelegenheit blieb ich das ganze Wochenende bei der Familie von Sergio. Am Abend gingen wir noch aus und er präsentierte mich seinem Freundeskreis aus Reyes. Ich hatte sehr viel Spaß!

In der letzten Woche, also die vierte Woche im Land war bis auf einige Besorgungen, bei den ich endlich mal auf dem Markt einkaufen war und mir mein Zimmer richtig eingerichtet hatte, nicht viel los. An einem Abend haben Marcela und ich uns mit einem ihrer Freunde (Maurisio), ein sehr netter Bolivianer aus Cochabamba, getroffen und einige Rotweine ausprobiert. Sonst ist eigentlich nicht viel passiert.

Zum Abschluss ist also zu sagen, mir geht es hier sehr gut und ich fühle mich allmählich auch ein Stück weit zuhause. Bis auf das ich Morgens ein wenig gelangweilt im Büro herum sitze, gefällt mir die Arbeit mit Sergio sehr und ich lerne dadurch sehr viel über Land und Leute kennen. Er reist viel herum und erzählt mir zu jeder seine Reisen etwas.

Das war mein erster Eindruck und Monat hier in Bolivien und ich hoffe euch in Deutschland geht es soweit auch so gut wie mir!

Saludos!

Davíd José Molina Vogelsang

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