Matagalpa-Reisen und seine kleinen Tücken
Als Nele und ich planten das Wochenende in Matagalpa zu verbringen, wollten wir eigentlich eher dem Vulkanausbruch- und Erdbebenwahn entfliehen und etwas wandern und etwas angenehmere Temperaturen geniessen.
Schon während der Planung war schnell klar, dass Nele erst nach Managua kommen muss und wir dann zusammen nach Matagalpa fahren werden, da aus ihrer Gegend eher selten Bussse in diese Richtung fahren und zu nicht vertretbaren Zeiten.
Als ich von Arbeit zum Busterminal fuhr, um sie abzuholen, folgte ich meiner üblichen Strategie, einfach fragen, wo ich aussteigen muss und alles hat geklappt und Nele und ich haben uns gefunden.
Als wir zuhause ankamen, stürzten wir direkt in die Geburtstagsfeier (1. Geburtstag) von Sofia (meiner Gastschwester). Neben Essen und Familie gab es auch die übliche piñata (bunte Figur aus Pappe, gefüllt mit Bonbons, auf die wie beim Topfschlagen mit einem Stock geschlagen wird bis sie kaputt geht und alle Bonbons rausfallen und alle Kinder so viele aufheben, wie sie können) und andere Spiele (Stuhltanz..).
Ausserdem wird immer getanzt zu lateinamerikanischeh Klängen und ganz beliebt: Karaoke.
Bei der letzten Feier konnte ich mich erfolgreich gegen beides wehren, doch diesmal mit Nele zusammen gab es kein entkommen. So tanzten wir mit Tanten und Nichten und ich glaube alle fanden das ganz amüsant die deutsche steife Hüfte zu sehen.
Leider konnten wir auch vor Karaoke nicht entfliehen und nach vielen spanischen Liedern folgten dann zwei englische, die Nele, Paola (meine Gasttante) und ich zusammen sangen. Zum Glück haben wir uns selbst nicht gehört und somit kann ich auch kein Statement zur Qualität machen. Als wir um zwölf dann endlich ins Bett fielen, wurde uns bewusst, dass es auch bis zum aufstehen nicht mehr lang war.
05:30 Uhr drang dann auch der süsse Klang des Weckers in unsere Ohren und wir entschieden uns für die vielgeliebte snooze-Funktion.
Gegen 07:00 Uhr verliessen wir das Haus, um mit dem Stadtbus eine Stunde bis zum Busterminal zu tuckeln. Dort wurde auch sichtbar, dass Freitag Feiertag war, denn sehr viele Menschen wollten Bus fahren, um das verlängerte Wochenende bei ihren Familien zu verbringen. So musste also eine Strategie her, wie wir schnell in den Bus kommen und Sitzplätze bekommen, denn wir hatten keine Lust die fast 3 Stunden Fahrt zu stehen. Erst haben wir überlegt ganz unschuldig den Fahrer zu fragen, ob sein Bus der nächste nach Matagalpa wäre in der Hoffnung, dass er sagen würde: “Ja, steigt doch gleich ein!” Naja, andere hatten auch die Idee und wurden zurück gewiesen, deshalb haben wir es auch nicht probiert. Die zweite Idee war sich einfach relativ nah an die Stelle zu stellen, wo die Tür des Busses sein würde, aber auch diese Idee hatten viele und somit war es auch nicht wirklich möglich nah an diese Stelle zu kommen. Als der Bus einfuhr, beschlossen wir mit den paar anderen zu rennen und von hinten einzusteigen und dies war auch die beste Idee, denn wir konnten sogar noch einen Platz aussuchen.
Geleitet vom Lonley Planet fuhren wir zum günstigsten Hostel der Stadt und dies war auch fast entsprechend der Beschreibung, die sagt einfach, aber sauber. Nur das mit dem ruhig hat sich leider nicht so bewahrheitet. Wie sich herausstellte wurde in dem Zimmer über uns gemalert, aber es fühlte sich an als hätten sie keine Leiter und würden immer springen, um auch die Decke streichen zu können und davon abgesehen ist der Durchschnitts-Nicaraguaner auch ungefähr so gross wie ich. Ab früh um 07:00 kreischte immer ein Vogel:”Hola!” oder ”Maria!” und im Innenhof wurde gewaschen und geredet.
Vor dem Schlafengehen ging ich nochmal aufs Klo und als ich wieder rauswollte, klemmte die Tür. Ich versuchte es mit Gewalt, heisst gegen die Tür springen (habe davon noch immer einen blauen Fleck am Arm), rütteln, drücken. Danach änderte ich die Strategie und versuchte es mit klopfen und rufen (erst “Perdon!” und dann “Ayuda!” (Hilfe!)) und dachte schon ich müsste die Nacht auf dem Klo verbringen, aber zum Glück hörte mich nach einiger Zeit (lass es mal zwischen 5 und 10 Minuten gewesen sein) doch jemand und öffnete die Tür von aussen. Leider weiss ich nicht woran es lag, ob die Tür tatsächlich klemmte oder ich einfach nur den Knauf in die falsche Richtung gedreht habe oder was auch immer. War auf jeden Fall ein merkwürdig und im nachhinein sehr witziges Erlebnis. Da Nele schon im Bett lag, wusste ich auch nicht, ob sie sich irgendwann über meine Abwesenheit wundern würde oder einfach einschlafen.
Am Morgen sind wir dann zum “Castillo de Cacao” gefahren, einer Schokoladenfabrik. Nele hatte extra vorher angerufen und nach einer Tour gefragt und als wir ankamen, teilte uns die nette Mitarbeiterin mit, dass die Fabrik aufgrund des Feiertags geschlossen hat und die Maschinen nicht arbeiten und somit die Führung auch unsinnig wäre. Trotzdem blieben wir dort auf einen gratis Kaffee und Schokolade probieren bis wir nicht mehr konnten und weil wir das so nett fanden, haben wir auch noch etwas Schokolade gekauft für unsere jeweiligen Arbeitsstellen als Souvenir, sozusagen.
Gegen Mittag sind wir dann unsere Wanderung angetreten, die wir den Tag vorher schonmal begonnen hatten, jedoch nachdem wir den steilen Aufstieg fast hinter uns hatten, fing es an zu regnen und wir waren so nass, dass wir lieber wieder umgedreht sind, als noch 4 Stunden mit nassen Klamotten rumzulaufen. Auf dem Weg grinsten auch alle ein bisschen und fragten uns, ob wir nass geworden sind. Beim Abstieg ist uns dann auch noch ein Betrunkener entgegengewankelt, der sich gerne ein bisschen mitteilen wollte und so haben wir ihn sprechen lassen. Dafür durfte ich ein Foto von ihm machen.
Gut, am nächsten Tag also der zweite Versuch der Wanderung. Diesmal ohne Regen, nass wurden wir unterwegs trotzdem, weil es doch ganz schön warm war, so in der Mittagshitze.
Unterwegs kamen wir dann an ein Holztor, was laut Wanderbeschreibung auch da seine Berechtigung hatte. Jedoch sagte die Beschreibung nicht, dass an diesem Tor vor bissigen Hunden gewarnt wird und der Durchgang verboten ist und keine Haftung für Hundebisse übernommen wird. Einige 5 Minuten schauten Nele und ich uns an, um zu überlegen was wir machen sollten, weil wieder einfach zurück wollten wir auch nicht und in diesen 5 Minuten hat auch nur ein kleiner Hund, der angekettet war gebellt und es gab nur 50 Meter zu überwinden. Also, nahmen wir all unseren Mut zusammen und liefen relativ zügig bis zum nächsten Tor und natürlich ist nichts passiert, aber danach wurde uns erstmal bewusst, dass es auch gar nicht so ungefährlich ist, einfach allein durch den “Dschungel” zu laufen, aber nun waren wir schonmal unterwegs, da wollten wir es auch durchziehen.
Nach einer halben Stunde kam wieder ein planmässiges Tor. Diesmal waren dort aber auch Menschen und wir fragten sie, wie wir weiter laufen müssen, weil das aus der Beschreibung nicht so richtig klar wurde. Aber leider war die Aussage auch nicht richtig klar, also folgten wir doch der Beschreibung, die tatsächlich sagte, wenn das Tor geschlossen ist, soll man sich ein Loch im Zaun suchen. Und ausserdem sagte der Mann, den wir befragt hatten, dass diese Strasse, auf die wir dann kamen, nach Matagalpa führt und da wollten wir ja auch wieder hin.
Diese Strasse führte geschlängelt wieder bergab und bot viele Pflanzen und Schmetterlinge und ab und zu Ausblicke auf Matagalpa, leider nicht die auf der Karte versprochenen künstlich angelegten Seen, die unser Hauptziel waren, aber schön war es trotzdem.
Unten angekommen standen wir, wie war es auch anders zu erwarten, wieder vor einem Tor, zum Glück mit Lücke zum durchgehen. Als wir dem einsamen Wärter etwas von unserem Proviant abgaben, erzählte er uns, dass es eigentlich verboten ist diesen Weg langzugehen und fragte uns was denn der andere Wärter gesagt hätte und wir sagten, dass wir nie einen anderen Wärter getroffen hätten. Da meinte er nur, dass dieser dann wohl geschlafen hätte. Ich versicherte ihm, dass wir auch keinen Müll haben liegen lassen und auch sonst nichts kaputt gemacht hätten.
Die letzte halbe Stunde Weg überraschte uns noch ein kleiner Fluss, in den wir spontan unsere Füsse kühlten und kurz vor Ziel fing es dann doch noch an zu regnen und wir erlaubten uns ein Taxi zu nehmen.
Sonntag wollten wir dann nur noch ausschlafen. Lief auch gut bis 06:00 Uhr als gefühlte 20 Menschen aus dem Hostel ausgecheckt haben. Naja, bis um 08:00 Uhr gings dann aber trotzdem nochmal mit schlafen. Mittags ging es dann wieder Richtung Heimat (naja, also in die nächstgelegene) und diesmal konnte Nele auch ohne Umweg über Managua nach Hause.