Erste Grüße aus Kamerun

Hallo an alle, die sich hier ein bisschen umschauen,

hier kommen die ersten Eindrücke aus Kamerun. Viel Spaß beim Lesen meiner Rundmails.

Liebe Grüße

Vera

Rundmail 1, vom 26.08.2012:

Hallo ihr alle,

nach einem langen hin und her funktioniert jetzt dieser wundervolle Internetstick. Bitte wundert euch nicht, ich habe einen neuen Mailaccount bei GoogleMail eingereichtet, weil web.de sehr langsam lädt.

Vor 2 Wochen bin ich ohne Probleme in Douala, der größten Stadt Kameruns, gelandet. Das Gepäck kam volllständig an und ich wurde von meinen “Gasteltern” abgeholt. Dann sind wir noch 2 Stunden mit dem Auto nach Kumba gefahren. Während der Fahrt konnte ich schon die schöne Landschaft und ein paar Dörfern sehen.

Hanna, eine weitere deutsche Freiwillige und ich, wohnen vorübergehend bei unserer “Gastfamilie”. Die Eltern Greg und Julia, ihre 4 Kinder und ihr Kindermädchen haben uns sehr nett hier aufgenommen. Sie kochen extra nicht so scharf, damit sich unsere Mägen an das Essen gewöhnen können 🙂

Einiges ist hier fast wie zu Hause, vieles ist aber neu. An der Verkehr muss man sich gewöhnen, weil hier viele Taximotorräder unterwegs sind und die Verkehrsregeln nicht immer beachtet werden. Greg kennt hier sehr viele Leute, also werde ich vielen von ihnen vorgestellt. An den Straßen stehen überall kleine Stände, an denen Früchte, wie Ananas, Papaya und Orangen, gegrillte Maiskolben, die sehr lecker schmecken, und vieles mehr verkauft werden. Ich war, seitdem ich hier bin, schon auf 3 Beerdigungsfeiern. Hier kennen sich alle untereinander und wenn jemand stirbt, dann kommen alle zu der Feier.

Die Schule beginnt hier erst am 3.Semptember. Die Lehrer, mit denen ich arbeiten werde, habe ich aber schon diese Woche beim Seminar für die Schulvorbereitungen kennengelernt. Es war sehr lustig mit ihnen.

Soweit so gut für heute.

Ich hoffe es geht euch allen gut.

Ganz liebe Grüße aus Kamerun

Rundmail 2, vom 29.08.2012:

Hello, salut,
es sind immernoch Ferien, also läuft hier alles seinen Gang.

6:30
kiiikerikiiii. kikerikiii. Dieser Hahn, der hier anscheinend jeden Morgen vor meinem Fenster sitz, möchte mich richtig ärgern. Der macht nicht einmal beim Sonnenaufgang Radau, sondern gefühlt alle 10 Minuten, mindestens 2 Stunden lang. Aber durch die Fenster kann ich leider keine großen harten Gegenstände werfen, sonst würde ich das Moskitonetz zerreißen, um das ich soo froh bin. Nach dem Aufstehen stelle ich mal wieder fest, dass das Wasser nicht läuft. Aber im Badezimmer stehen große Eimer, gefüllt mit Wasser, die nachmittags, wenn das Wasser läuft, wieder aufgefüllt werden. Im Wohnzimmer sitzt schon Besuch. Heute ist die Neffin von Greg hier. Sie heißt Ngomo. Wie alle hier, hat sie aber auch noch einen englischen Namen. Kurze Zeit später kommt eine Lehrerin rein, mit der ich ab Montag in der Grundschule arbeiten werde. Langweilig wird es wirklich nicht, mit so viel Besuch 🙂
11:00
Na klar Vera. Ich nehm euch mit in die Stadt. Das ist sehr praktisch. Zu Fuß dauert das vielleicht 20 Minuten, bis man direkt im Zentrum ist. Also steigen Ngomo und ich in sein Auto ein. Noch auf dem Hof rennen 2 Hühner vor dem Auto entlang. Dann juckeln wir die rote Sandstraße entlang. In Deutschland hätte ich gedacht, dass kein Auto so viele Schlaglöcher aushält, ohne ständig einen Achsenbruch zu bekommen. Hier habe ich gelernt, dass man einfach nur die richtige Technik kennen muss, hindurch zu fahren 😀 Auf der Hauptstraße angekommen wird das viel besser. Die ist geteert und hat einen Mittelstreifen. Ich genieße es immer wieder all das Treiben neben der Straße anzuschauen: Hier ist ein Grundstück, auf dem ein Kleintransporter repariert wird, dort steht eine große Traube vor einem Kiosk, an einem kleinen Stand schält eine Frau Orangen, damit man sie besser essen kann, und ein Jugendlicher läuft mit einem Eimer voll mit Gebäck auf dem Kopf an uns vorbei. Wir fahren zu einer Schule, wo Ngomo noch ihr Zeugnis abholen muss. Danach geht es zum Getränkeladen, wo ich jetzt immer samstags helfe. In dem kleinen Laden sind die Getränke an allen Wänden bis fast unter die Decke gestapelt. Die Jungs dort freuen sich, wenn ich komme. Es ist immer viel zu tun. Die Ladung mit den 10 l Wasserkanistern muss vom LKW geladen werden und ist schneller verkauft, als man gucken kann, dann muss eine große Bestellung für den Markt zusammengestellt werden. Ich freu mich, dass ich dort richtig mit anpacken kann. Dann machen wir noch einen Zwischenstopp an einem Internat. “Some people are so poor, they have nothing but money”, steht dort im Büro an der Wand. Die Sekretärin schenkt mir eine Kopie von dem Spruch, weil ich den Spruch so gerne mag.
15:00
Heute gibt es zum Mittag Foufou mit Gari. Langsam gewöhne ich mich an das Essen hier. Foufou ist einfach Brei aus Wurzeln oder ähnlichem, was gerade zu bekommen ist und Gari ist eine scharfe Soße mit Fleisch. Zum Nachtisch gibt es Popo, also Papaya. Die sind hier unglaublich lecker und man sieht sie überall an den Bäumen wachsen. Die Sonne scheint, also kann ich meine Wäsche waschen. Im Hinterhof findet man immer einen großen Eimer, Wasser und Spülmittel. Und dann heißt es schrubben 🙂
17:15
Greg wollte mich vor einer halben Stunde einsammeln, um zur Kirche zu fahren. Nagut. Ich weiß nicht, wie lange der Chor geht, also mache ich mich lieber selber auf den Weg. Bis zur Hauptstraße laufe ich, dann halte ich ein Taxi an. In Richtung Markt? Ja, dann steig ein. Etwas eingeklemmt zwischen der Tür und einer Frau geht’s los. Hier und da wird angehalten, um neue Passagiere einzusammeln. Immerhin nur eine halbe Stunde Verspätung. Der Chor hat schon angefangen, aber das ist gar kein Problem. Ich freue mich unglaublich wieder in einem Chor singen zu können. Die Melodie lernen wir mit der französischen Tonleiter, also do re mi fa sol la si do. Jede Stimme übt einzeln und dann singen alle zusammen. Jeder singt einfach drauf los, auch ohne alle Töne richtig zu kennen 😉
20:00
Story-time. Die drei Mädchen stehen erwartungsvoll an meiner Tür. Dann machen wir es uns in Ules Bett bequem. Die Kurbeltaschenlampe wird aufgeladen. Das gehört schon ein bisschen zum “Ritual” dazu. Sich im Wohnzimmer ins Helle zu setzen ist zu ungemütlich. Ule liest die kleine Disney-Geschichte von Donald-Duck. Danach singen wir noch ein bisschen zusammen Lieder aus Taize und “I like the flowers”… Good night.
21:30
Jetzt hab ich ein bisschen Ruhe und Zeit, das schnelle Internet, das heute eingerichtet wurde zu testen. Das tut echt gut, nicht drei Minuten warten zu müssen, bis eine einzige Seite geladen hat. Und zu wissen, dass dass Internet nicht gleich zu schwach ist, um die Mail zu verschicken.

Und jetzt bin ich auch wirklich müde. Bei den ganzen neuen Eindrücken schlafe ich nachts immer tief und fest.

Liebe Grüße aus dem warmen Kumba

Rundmail 3, vom 10.September 2012:

Hello everybody,

es ist wirklich wieder Zeit eine Rundmail zu schreiben. Ihr wisst, dass sich mein Tagebuch unnormal schnell füllt =)

Die Ferien sind jetzt auch hier vorbei.

Am letzten Wochenende gab es aber noch eine Wellcome Party für Hanna und mich. Von jeder Schule, mit der wir zusammenarbeiten werden, waren Vertreter eingeladen und zusätzlich noch wichtige Personen, die wir unbedingt kennenlernen sollten. Am Tisch saß mir zum Beispiel die Chefin des Amtes für Soziales gegenüber. Wir hatten sie schon Mal kurz in ihrem Büro getroffen, aber an dem Abend hatten wir dann mehr Zeit uns nett zu unterhalten. Wenn alles klappt, können Hanna und ich vielleicht schon ab nächste Woche an einigen Tagen nachmittags in den Waisenhäusern arbeiten, mit denen sie zusammenarbeitet! Darauf freu ich mich schon riesig.

An dem Abend waren auch Gerlind und Katarina da, zwei Deutsche, die hier in Kumba leben. Es ist schön zu wissen, dass wir sie immer anrufen und schnell sehen können. Einen Nachmittag war ich schon bei Gerlind zum Chinchin machen eingeladen. Chinchin kennt ihr bestimmt nicht, oder? Das ist eine Art Gebäck, das hier alle immer so zwischendurch naschen. Dafür werden kleine Knetteigstäbchen in Palmöl frittiert. Wenn ihr lange Weile habt, oder einfach Lust auf ein kleines Stück Kamerun, dann probiert sie doch selbst aus (das ist alles nur aus dem Kopf aufgeschrieben, vllt findet ihr sonst auch im Internet noch eine bessere Version):

Chinchin Rezept

3 Eier

1 Kaffetasse Zucker

2 Päckchen Vanillezucker

1 Päckchen Backpulver

4 Esslöffel Butter

und den Saft von 2 Limetten nach und nach mit

4 Kaffetassen gesiebtem Mehl verkneten.

Den Teig flach ausrollen und in kleine Stäbchen schneiden. Das könnt ihr ganz nach Belieben machen 😉 Die Stäbchen müsst ihr dann einfach nur in einen Topf mit ausreichend kochendem Öl frittieren, bis sie oben schwimmen und hellbraun sind. Dann könnt ihr sie rausfischen und auf einem Küchenpapier abtropfen lassen.

Guten Appetit!

Wie gesagt hat die Schule schon vor einer Woche angefangen. Also ist der Alltag langsam eingetreten.

Ich habe das Glück direkt neben der Schule zu wohnen, also trete ich morgens um 7:20 auf die Straße und laufe mit den kleinen Schülern in Schuluniform die 100 Meter in Richtung Mulan Bilingual Academic Institut. Nach den morgendlichen Übungen gehen die Schüler in ihre Klassen. Der Unterricht beginnt dann auch um 8:00, so wie ich das aus den 13 Jahren Schule noch so gut kenne 😀 Ich hab sogar einen eigenen Stundenplan!

Zeit 7:20-

8:00

8:00-

9:30

11:00-

12:00

12:00-

12:30

12:30-

13:00

13:00-

13:30

14:00-

15:00

Montag Assembly ; Große Pause Deutsch Grade 5 ; Deutsch

Grade 4

;
Dienstag Assembly ; mit Deutsch Grade 5 Deutsch Grade 6 Deutsch Grade 4 ;
Mittwoch Assembly Sport Animation Painting

Nursery

Painting

Nursery

; Environmental Club
Donnerstag Assembly ; und Deutsch Grade 5 Deutsch Grade 6 Deutsch Grade 4 ;
Freitag Assembly Sport Mittagessen Painting

Nursery

Painting

Nursery

; Environmental Clu

Und das beste kommt bekanntlich zum Schluss:

Letztes Wochenende hat uns Pascaline, die Managerin der Schule, mit zu ihrer Familie nach Limbe genommen. Ferien! Mit einem über-voll besetzen Bus, in dem man weder kämpfen, noch rausspringen, noch kotzen durfte, wie das so schön über den Fenstern stand, ging es los. Spät abends am Freitag, nach zwei mal umsteigen, kamen wir dann endlich an. Nach 3 ½ h Busfahrt, statt eingentlichen 2 h mit einem Auto! Wir wurden dann noch zum Essen eingeladen und waren dann so müde, dass wir nur noch unsere Moskitonetze aufgehängt haben und ins Bett gefallen sind. Am nächsten Morgen hat es wie aus Eimern geschüttet. Das habe ich hier noch nie so erlebt. Und es schien gar nicht mehr aufhören zu wollen. Aber siehe da, wenn man ein bisschen wartet: Der Regen wurde weniger. Also konnten wir dann mit einem von diesen wundervollen Taxis zum Limbe Wildlife Center fahren. Dort werden einheimische Affen, die von Wilderern gefangen wurden, oder Waisenaffen, die ihre Eltern an Wilderer verloren haben, aufgenommen. Dann werden sie aufgepäppelt und in die jeweilige Gruppe eingegliedert. Sie sollen dann nach Möglichkeit alle wieder ausgewildert werden. Ich fand das gesamte Konzept vom LWC so schön, dass ich gleich noch dort vor Ort ins Büro gegangen bin. Am nächsten Tag durften Hanna und ich noch Mal mit dem Leiter für die Jugendabteilung sprechen. Der hat uns ganz nett in seinem Büro begrüßt und fand unsere Idee super, die Informationen aus dem LWC mit in unsere Schulen nach Kumba zu bringen. Wie viele von euch wissen, liegt mir die Umwelt sehr am Herzen. Jetzt so direkt etwas für den Erhalt der einheimischen Affen tun zu können, bedeutet mir unglaublich viel.

Aber an dem Tag waren wir nicht nur im LWC. Von dort aus sind wir noch zum Botanischen Garten gelaufen, wo wir Sternfrüchte an den Bäumen gesehen haben und durch den „Jungel“ geschlendert sind, wo es so aussah, wie im Dschungelbuch bei den Orang Utans. Dann haben wir uns noch in einer französischen Boulangerie ein sehr leckeres Schokocroissant gegönnt.

Am Nachmittag ging es dann zum lang ersehnten Strand. Und nicht nur zu irgendeinem Strand. In einem fast leeren Veranstaltungshaus direkt am Strand konnten wir unsere Sachen ablegen und dann voller Freude über den schwarzen Vulkansand in den Atlantik rennen! Vor uns die Weiten des Ozeans und hinter uns die nebelbedeckten Berge. Keine Menschenseele außer uns war im Wasser. Dazu muss ich aber sagen, dass hier meistens nur die Fischer schwimmen können… Das Wasser war so warm, dass wir ewig lange durch die Wellen tauchen und durch sie hindurch springen konnten. Das war so ein Moment, von dem ich jedem nur wünschen kann, dass ihr auch mal so glücklich sein könnt.

Und am Sonntag ging es dann auch schon wieder relativ früh nach Hause, weil ein Lehrermeeting am Nachmittag anstand. Aber: Man soll imer aufhören, wenn es am schönsten ist.

In dem Sinne,

ganz liebe Grüße aus Kumba