NWZ-Artikel: Weihnachten in Südafrika

Hallo!

Es ist zwar schon eine Weile her, aber vielleicht interessiert sich ja doch noch jemand dafür, wie ich Weihnachten in Südafrika verbracht habe.

Darüber hatte ich einen Zeitungsartikel für die Nordwest-Zeitung geschrieben. Dieser ist auf deren Internetseite auch aufrufbar:

http://www.nwzonline.de/ammerland/kultur/weihnachten-in-sommerferien-gefeiert_a_11,5,1012737132.html

Freiwilligendienst

Weihnachten in Sommerferien gefeiert

Silke Bölts erlebt das Fest in anderem Kulturkreis – Gegrilltes bei 32 Grad

Silke Bölts lebt und arbeitet ein Jahr in Südafrika. Hier hat Weihnachten nicht den Stellenwert wie zu Hause.

Silke Bölts

Pretoria/Bad Zwischenahn Strahlender Sonnenschein, 32 Grad Celsius im Schatten und ein „Braai“ – so kann Weihnachten in Südafrika sein.

Seit August lebe und arbeite ich nun für ein Jahr in einem Township nahe der Hauptstadt Pretoria im Rahmen eines entwicklungspolitischen Freiwilligendienstes der Initiative „weltwärts“, der vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung gefördert wird. In meinem Auslandsjahr verbringe ich neben vielen anderen National- und Feiertagen eben auch Weihnachten und den Jahreswechsel nicht in der Heimat, sondern in einer für mich neuen Kultur.

Weniger Bräuche

Weil in der südlichen Hemisphäre die Jahreszeiten umgekehrt sind, träumt hier keiner von weißer Weihnacht. Das Christentum und damit auch Weihnachten kam erst mit der Ankunft der niederländischen Siedler nach Südafrika. Deshalb gibt es nicht so viele Bräuche und Traditionen um dieses Fest herum. Manche Leute feiern Weihnachten auch fast gar nicht.

Übernommen wurden indes einige Konsumgewohnheiten aus anderen Ländern: So konnte man in den Supermärkten, wie in Deutschland auch, schon seit September Weihnachtsartikel kaufen. Künstliche Tannen mit bunten Christbaumkugeln und Girlanden oder dick eingepelzte Weihnachtsmänner mit Säcken voll Geschenken als Pappfiguren gibt es auch hier, trotz schwieriger klimatischer Bedingungen.

Die Weihnachtsplätzchenbäckereien scheinen sich hier auf allgemeine Kekse zu beschränken: Zimtsterne, Vanillekipferl und Spekulatius habe ich nicht gesichtet – außer auf dem Weihnachtsmarkt der deutschen Schule in Pretoria. Dafür gibt es Früchtebrot und universelle Keksmischungen.

Die vierwöchige Adventszeit zur sanften Einstimmung und die drei Weihnachtstage werden hier am 25. Dezember zusammengefasst. Allerdings ist der gesamte Sommer und insbesondere der Dezember sowieso schon eine Zeit der Feste. Dies liegt nicht nur an den Sommerferien (die hier am 4.12. beginnen und bis Mitte Januar dauern) und der hohen Temperaturen, die auch abends zum Verweilen im Freien einladen, sondern auch am Extragehalt, das es zum Jahresende manchmal gibt. Am Weihnachtstag selber besuchen zumindest die gläubigen Familien die Kirche, wo es dann oft auch einen besonderen Gottesdienst gibt.

Feiern mit der Familie

Wie in Deutschland ist Weihnachten ein Familienfest ist. Deswegen fahren viele Leute in ihre Heimat zu ihren Eltern in eine andere Provinz oder aufs Land, um dort mit der gesamten Familie zusammen zu feiern. Oft gibt es dazu ein besonders schönes Essen – zum Beispiel aus Sem (gequollene und gekochte Maiskörner), Pap (ein gekochter trockener Maisbrei) oder Reis mit Rote Beete, Kürbis, Spinat und Hühnchen. Viele Familien veranstalten auch ein „Braai“, was nichts anderes als Gegrilltes ist. Die „Burevurs“, eine sehr leckere Bratwurst, darf dabei selbstverständlich nicht fehlen.

Ich habe mit meinen Gasteltern meinen Gastonkel besucht und den Nachmittag mit seiner Familie verbracht. Christi Geburt ist natürlich auch hier ein Fest der Nächstenliebe und des Gebens; aber nicht alle Familien tauschen untereinander Geschenke aus. Einige, weil sie dazu finanziell nicht in der Lage sind, andere, weil es nicht zwangsläufig erwartet wird. Interessant ist, dass man hier in meinem Township Ga-Rankuwa auch Initiativen wie „Weihnachten im Schuhkarton“ entweder durchs Fernsehen kennt oder durch Projekte, die diese Idee auf lokaler Ebene umgesetzt haben.