Es ist mal wieder Zeit….
Nach langer Zeit mal wieder ein paar Zeilen von mir. Ich habe im Moment eine Menge um die Ohren und finde einfach keine Zeit um zu schreiben. Glücklicherweise hatte ich heute eher Arbeitsfrei, denn wir hatten kein Wasser an der Schule, so dass ich jetzt ein wenig Zeit und vor allem die Ruhe habe, bevor mein Gastneffe Phenyo aus der Schule kommt und meine ganze Aufmerksamkeit beansprucht.
Also, morgen ist schon Juni… das heißt für mich, ich bin nur noch 2 ½ Monate hier. Ich hätte zu Beginn nie gedacht, dass die Zeit einmal so schnell vergehen mag. Ich meine, eigentlich tut sie es ja nicht, aber es kommt mir hier so vor. Habe ich nur den Eindruck, oder rennt bei euch die Zeit auch so? Ich meine, klar, es hängt auch damit zusammen, dass ich eine Menge zu tun habe und einfach komplett keine Langeweile mehr habe.
Inzwischen hat sich herum gesprochen, dass ich alle zwei Wochen, manchmal auch jede Woche in die Bibliothek gehe und es schließen sich immer mehr Kinder an. Am Anfang waren es zwei, dann drei dann vier und letztes Mal waren es sogar sechs Kinder. Jetzt mache ich jeden Abend eine zehn minütige Lesestunde, oder sagen wir, es ist geplant, nur die Umsetzung ist noch nicht ganz perfekt. Allerdings klappt es schon, dass ich Phenyo abends von dem Fernseher weglocken kann, um ihm noch ein Buch oder eine Geschichte vorzulesen. Wenn ich ihn rufe, kommt er von selber an und sagt in einer traurigen Stimme: „Malin, wir haben heute noch gar nicht gelesen!“ Durch das gemeinsame Lesen entwickelt er mehr Ehrgeiz beim Lesen lernen, was auch mein Ziel war und es freut mich, dass die Umsetzung hervorragend klappt.
Ja, einige von euch mögen wissen, dass mich meine Mama für drei Wochen besucht hat und haben vielleicht auch schon das eine oder andere gehört. Wir hatten eine schöne gemeinsame Zeit, haben viel unternommen, eine Menge erlebt, uns ausgetauscht und ich glaube, Reni hat jetzt einen guten Eindruck von Südafrika bekommen. Sie ist für einen Tag in jedes meiner Projekte mitgekommen, anschließend sind wir viel herum gereist und auch ich habe eine ganze Menge neuer Dinge gesehen.
Ja, was gibt es noch neues? Ich versuche gerade Sponsoren für unsere Schule zu bekommen um die Fußballausrüstung der Schule aufzustocken. Der Gedanke dahinter ist nicht nur das Equipment aufzubessern, sondern auch etwas, sozusagen einen Fußabdruck, zu hinterlassen. Dafür starte ich auch gerade noch ein Partnerprojekt mit meiner alten Schule. Hierbei handelt es sich um ein Partnerschaftsprojekt mit einer sechsten Klasse hier und einer sechsten Klasse in Deutschland. Die Kinder sollen eine Brieffreundschaft entwickeln, die dann später mit Fotos ergänzt werden soll. Mal sehen wie gut das klappt.
Es hat hier seit einem Monat, für mich deutlich gefühlt länger, nicht mehr geregnet. Deswegen ist alles auch relativ trocken. Aber trotzdem wird weiterhin das Gras am Straßenrand oder auch Müllhaufen abgebrannt. Dann wird das Gras einfach an einer Stelle angezündet und brennt den ganzen Tag vor sich hin und keiner kümmert sich darum. Letztens kam ich im Dunkeln aus der Stadt wieder und der ganze Bergzug war mit einer gelb-orangenen Flammenspur überzogen. Es sah zwar irgendwie schön aus, aber ich verstehe echt nicht, warum sie das hier machen. Ich hätte viel zu viel Angst, dass das Feuer zu nah an eine Haussiedlung kommt und dann eine Katastrophe entstehen könnte.
Meine Gastfamilie, besonders meine Gastmama redet immer wieder davon, dass sie meinen Vertrag verlängern möchte. Sie weiß noch gar nicht, wie das werden soll, wenn ich nicht mehr hier bin. Wer ist dann da, wenn Phenyo aus der Schule kommt? Wer beschäftigt sich mit ihm? Wer macht vor allem mit ihm die Hausaufgaben? Und wer badet ihn abends?
Eine Meine Gastschwestern meinte, wir bewerben uns einfach für eine neue Freiwillige. Aber dann meinte meine Gastmama: „Und was machen wir, wenn sie nicht gut mit Kindern umgehen kann? Oder keine Zeit hat, mit Phenyo Hausaufgaben zu machen?“
Da musste ich ein bisschen schmunzeln. Ich habe eindeutig meinen Platz in der Familie gefunden.
Seit meinem Geburtstag wohnt Tshokologo nicht mehr bei uns. Sie ist näher an ihre Arbeit gezogen und ich sehe sie jetzt nur noch relativ selten. Aber wenn ich sie dann sehe, ist es etwas Besonderes und ich genieße jeden Augenblick mit ihr. Ich habe sie auch schon ein Mal in ihrer Wohnung besucht und dabei gleich ihre Mitbewohnerin Ntsoaki kennen gelernt. Mit der verstehe ich mich echt gut und sie haben mir auch angeboten, dass ich mal ein ganzes Wochenende vorbeikommen kann und wir gemeinsam etwas Schönes unternehmen. Darauf freue ich mich schon.
So, ich hoffe bei euch in Deutschland, oder wo auch immer ihr euch gerade befinden mögt, ist alles super.
Der Herbst ist hier jetz vorbei und der Winter kehrt ein. Das heißt morgends ist es ganz schön kalt, doch nachmittags werden es dann so um die 25°C. Also kein vergleichbarer Winter mit Deutschland.
Die aller, allerliebsten Grüße an euch und bis bald, eure Malin